Der Fake-Produzent
Er nennt sich Geo Slam und verkauft ein „Ticket nach Hollywood“, behauptet, für den weltberühmten Produzenten RedOne zu arbeiten. Gemeinsam mit ihm habe er Stars wie Lady Gaga, J.Lo und Jason Derulo produziert. Es scheint, als könne er wirklich große Erfolge in der internationalen Musikindustrie vorweisen. Und so gewinnt er Nachwuchstalente zur Zusammenarbeit, gibt ihnen das Gefühl, er könne sie groß rausbringen. „Er hat mir gesagt: Du bist die nächste Lady Gaga“, erzählt Sängerin Marije aus der Schweiz. Auch Silas aus Dänemark dachte, jetzt hat er es geschafft: „Silas, du wirst der nächste große Wurf! Du wirst ein riesiger Star”, habe ihm Geo Slam versprochen. Doch der Traum kostete. Einige Künstler:innen zahlten mehrere zehntausend Euro an Geo Slam, damit er Songs für sie produzieren, sie international vermarkten, groß rausbringen würde. Doch nach den Songaufnahmen unternimmt Geo Slam offenbar kaum etwas in diese Richtung. Stattdessen stellt er weitere Forderungen oder schickt neue Rechnungen. Wenn die Künstler:innen nicht weiter zahlten, machte Geo offenbar Druck, drängte sie auch dazu, Schulden zu machen. Doch im Gegenzug lieferte er oft nicht einmal die vereinbarten Songs, erst recht keinen Erfolg. In einigen Fällen hat Geo Slam seine Position offenbar sogar missbraucht, um Künstlerinnen zu Nacktbildern zu drängen. Marije aus der Schweiz sollte sogar ein Masturbationsvideo machen, um ihn zu „inspirieren“, während sie zur psychiatrischen Behandlung in einer Klinik war. STRG_F hat mit 16 betroffenen Künstler:innen gesprochen, Verträge und Chats ausgewertet, um all diese Vorwürfe nachzuvollziehen. Auch Geo Slam haben sie mehrfach versucht zu sprechen, ihm schriftliche Fragen gestellt, doch der ließ am Ende nur ein dürres Statement schicken und weist alle Vorwürfe zurück. Dieser Film erzählt, wie seine Masche funktioniert und warum er lange nicht aufflog.
Ein Film von Lisa Maria Hagen & Jonas Schreijäg
Kamera: Lisa Maria Hagen & Jonas Schreijäg
Schnitt: Claudia Qualmann, Jan Littelmann
Mischung: Michel Wähling
Grafik: Jens-Eric Peter
Redaktion: Salome Zadegan, Lutz Ackermann
Reeperbahn Music Journalism Award 2022 (nominiert)